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Chlauschlöpfe

Chlauschlöpfe - der Brauch aus dem Bezirk Lenzburg

In der Zeit von November bis Dezember werden in der Region Lenzburg bei einbrechender Dunkelheit die Chlausgeisseln geschwungen. Durch das Chlauschlöpfen soll der Samichlaus in seiner Höhle geweckt werden. Weil dies etwas länger dauert, besucht er die Kinder im Bezirk Lenzburg nicht am 6. Dezember, sondern am zweiten Donnerstag im Dezember. Beim Eindunkeln zeigt sich der Samichlaus mit dem Schmutzli und seinen Eseln in der Stadt. Er beschenkt die braven Kinder mit Nüssen, Mandarinen und Lebkuchen, die unartigen erhalten eine Rute.

Eine alte Lenzburger Sage berichtet:

"Es war einmal vor ewigen Zeiten, als der Samichlaus seine Wohnung tief im Goffersberg bei Lenzburg hatte. Wie jedes Jahr an seinem Namenstag stieg der alte Chlaus beim Eindunkeln die vielen Stufen des "Himmelleiterlis" hinunter in die Stadt. Zweck seines jährlichen Ausfluges war es, die Leute im Städtchen zu besuchen und sie mit Ratschlägen und kleinen Geschenken glücklich zu machen.

Eines Jahres streuten aber böse Buben Erbsen auf die Treppe, welche zur Chlauswohnung führte. Als der Samichlaus in die Stadt hinuntersteigen wollte, rutschte er aus, kollerte die Treppe hinunter und tat sich an allen Gliedern weh. Doch dies war noch nicht alles. Im Städtchen wimmelte es von Buben in Chlausmänteln. Sie zogen von Haus zu Haus und verspotteten den alten Mann.

Nun war es mit der Herrlichkeit vorbei. Der alte Samichlaus zog sich in seine Wohnung zurück. Donnernd schlug er die Türe hinter sich zu, wodurch der Eingang verschüttet wurde. Den Kindern tat der Streich leid und als im darauf folgenden Jahr kein Chlaus erschien, beschlossen sie mit langen Peitschen Lärm zu machen. Der beleidigte Samichlaus sollte dadurch geweckt und dazu animiert werden, die Leute wieder zu besuchen. Bis zum heutigen Tage wurde der Chlaus nicht mehr gesehen. Deshalb führen wir die Tradition des Chlauschlöpfens auch dieses Jahr weiter."

Seon ist Mitglied des  Vereins Chlauschlöpfe Region Lenzburg, welcher im Jahr 2013 gegründet wurde. Der Verein bezweckt insbesondere durch Kurse, Wettkämpfe und Exkursionen die:

  • Förderung und Pflege des Chlauschlöpfens
  • Organisation von lokalen Trainings und kommunalen Wettkämpfen
  • Organisation des Regionalen Wettchlöpfens
  • Teilnahme an diversen Veranstaltungen

Verein Chlauschlöpfe Region Lenzburg
Seener Chlauschlöpfer

Chlausgeisel

Bei den Geiseln unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Ausführungen. Es gibt das Lenzburger (auch Lüthi-Geisel genannt) und das Innerschweizer Modell. Der Unterschied der Modelle liegt in der Herstellung. Beide Ausführungen der Geiseln werden aus Jutefäden und Flachs hergestellt. Jede einzelne Chlausgeisel wird in 100-prozentiger Handarbeit und mit viel Erfahrung zusammen-gestellt. Der Erfinder der Lenzburger Geiseln ist Ernst Lüthi aus Lenzburg. Angesichts seines hohen Alters werden die Geiseln heute von Robert und Daniel Werren aus Egliswil hergestellt. 

Die Geisel selbst ist nicht für den Knall verantwortlich. Dafür wird am Ende der Geisel der sogenannte Zwick befestigt. Ein Zwick besteht meistens aus Nylon oder Polypropylen. Beim Schwingen der Chlausgeisel muss der Zwick für einen kurzen Moment eine Geschwindigkeit erreichen, die grösser als die Schallgeschwindigkeit ist. Sobald dies erreicht ist, entsteht der bekannte Knall beim Chlöpfen.